Ein gutes Gefühl: Als Altstadtanwohnerin bewohnen sie ein Gebiet, das seit rund 2000 Jahren besiedelt ist. Sie verbrauchen kein unbebautes Land, sondern nutzen die „Graue Energie“ durch bewährte, massive Bausubstanz. Sie wohnen ohne zu zersiedeln und – durch die Anordnung der Häuser – meist energieeffizient. Das fühlt sich gut an.
Zusätzlich tragen sie zum Nutzungsausgleich der Altstadt bei. Dieser kann fürs Kleingewerbe massgebend- und fürs einzelne „Lädeli“ ausschlaggebend sein. Denn viele einzelne Altstadthäuser bestehen durch eine Ladeneinheit parterre und Wohnungen in den Obergeschossen. Durch ein Nutzungskonzept, welches Wohnen und Kleingewerbe vereint, erreichen wir für beides gute und erbauliche Bedingungen.
Bei uns gilt:
Ohne Wohnnutzung kein Kleingewerbe.
Der Architekt und Historiker Vittorio Magnago Lampugnani plädiert für eine Strategie der Dichte: Er schreibt an gegen die Auslöschung der Natur durch Zersiedelung. Allein die kompakte Stadt kann ökologisch sein. Um den immensen Material- und Energieverbrauch der Bauwirtschaft zu reduzieren, fordert er eine rigorose Kehrtwende: Die Abkehr von der Erschließung weiteren Baulands und dem hemmungslosen Verbrauch von Rohstoffen. Sanieren, renovieren, restaurieren und weiter entwickeln im Bestand ist angesagt: Je länger ein Gebäude lebe, desto ökologischer sei es. Vergleiche: „Gegen Wegwerfarchitektur“ (Lumpugnani), Verlag Klaus Wagenbach.
Bei uns gilt deshalb(adäquat): Ohne Altstadtwohnen kein Kleingewerbe. Dieses Konzept erlaubt Flexibilität. Kleine, originelle und innovative Gewerbetreibende haben so gute Entwicklungschancen – auch in schwierigen Zeiten. Und die Wohnungen können auf eine achtsame Art modernisiert werden: Was hats von früher? Was muss ergänzt werden? Was erneuert? Was brauchts nicht wirklich? Was brauchts wirklich nicht?
Die Geschichte vieler Altstadthäuser wird durch ihre Bewohnenden und Gewerbetreibenden weiter geschrieben und lebendig gehalten. Auf dem Friedhofplatz schlossen sich Anwohnende den kleinen Nachbarskindern zu herzlichen Gottis und Göttis zusammen. Man traf sich zur sonntäglichen Velotour, zu Besichtigungen, Museumsbesuchen und rief beispielsweise den Chlausemäret ins Leben.
Geschmückte Fenstersimsen und bepflanzte Balkonterrassen zeugen auch heute von bewohnt belebten Altstadthäusern. Die meisten von ihnen aufwändig und sorgfältig saniert. Denn viele kleine Altstadthäuser werden mit grossem Aufwand erhalten und weiterentwickelt.
Das passiert nicht einfach so: Viele Verantwortliche kleiner Altstadthäuser ermöglichen und entwickeln mit Baufachleuten und Fachleuten verschiedener Handwerksberufe originellen, heimeligen und modernen Wohnraum und Einheiten fürs Kleingewerbe. Und: Sie tragen mit restaurierten Gebäudehüllen, renovierten Fassaden und Jalousien massgebend zu einem ästhetischen Altstadtbild, einer schönen Stimmung auf Gassen und Plätzen bei. Sie wird über Solothurn hinaus auch als Chance fürs Kleingewerbe wahr genommen und hat im Zeitalter der Wohnverdichtung zentrale Bedeutung.
Innere Verdichtung darf nicht bloss als raum- oder siedlungsplanerische Strategie oder Massnahme zur Schonung der Natur und Landschaft verstanden werden. Innere Verdichtung ist eine gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Chance, unseren Siedlungs- und Landschaftsraum neu zu verstehen, unsere Baukultur weiterzuentwickeln, neue lebenswerte Orte und Städte zu schaffen.
Für die Herstellung von bestehenden Gebäuden wurde bereits viel Energie investiert. Wenn wir diese graue Energie bewusst und vermehrt nutzen, anstatt vorwiegend neue Energie für einen Neubau aufzuwenden, leisten wir einen Beitrag zur CO2-Reduktion. Dies in wirklich nachhaltiger Art, denn die aneinander gereihten, meist vierstöckigen Wohnhäuser mit einem Ladenlokal parterre geben der Altstadt nicht bloss ihre Form, sondern auch gegenseitig Wärme ab. Diese Wärme bleibt durch die dichte Bauweise der Altstadthäuser gespeichert. Eine tolle Gegebenheit, die gepaart mit nachhaltiger umweltfreundlicher Energie für sinnvolles Wohnen steht.
Das heisst: Den Bestand entwickeln und Verantwortung für Gebäude übernehmen, dessen Zeitspannen weit über unsere eigene hinausgeht. Durch das Zusammengehen von Gewerbe und Wohnen ist eine breite Abstützung zur Erhaltung und Entwicklung einer Altstadtliegenschaft gewährt.

Altstadtwohnen und Gewerbe
Gehört das Wohnen zum Nutzungskonzept der Altstadtliegenschaften, ermöglicht dies den Hausverantwortlichen jene Flexibilität, welche gegenüber den Betreibenden kleiner Läden und Gastronomiebetrieben in der Altstadt massgebend sein kann. Gerade in schwierigen Zeiten. Bei uns gilt: Ohne Altstadtwohnen kein Kleingewerbe. Kleine, originelle und innovative Gewerbetreibende haben so gute Entwicklungschancen.
Es gibt SolothurnerInnen, denen gerade heute das Bewohnen der Altstadthäuser Herzenssache ist. Denn in einer Altstadt, die wirklich lebt – durch Anwohnende und Gewerbetreibende – wird der Zusammenhang zwischen Wohn- und Geschäftsnutzung von Altstadtliegenschaften wieder deutlich und bewusst.
Altstadtwohnen und Kleingewerbe findet jeweils im selben Altstadthaus statt. Daraus entsteht die Atmosphäre in den Altstadthäusern, auf den Gassen und Plätzen, in der gesamten Altstadt. Ob diese gut oder schlecht ist, hängt vom Einvernehmen, vom gegenseitigen Respekt, von der Art des Zusammengehens der jeweiligen Interessevertreterinnen ab.
Das beginnt in jedem einzelnen Haus, wird über nachbarschaftliche Verhältnisse getragen und bedingt das Engagement der Bewohner, der Gastronomiebetreiber, der Ladeninhaberinnen und der Hausbesitzerinnen als Verantwortliche für das Nutzungskonzept der jeweiligen Liegenschaft. Sie alle sind darauf angewiesen, dass die Bedeutung des Altstadtwohnens auch fürs Kleingewerbe erkannt- und die Altstadthäuser wieder als Wohnhäuser wahrgenommen und thematisiert werden. Dass es dabei ebenso um die Art, das Konzept und die Ausrichtung von Gastronomiebetrieben in der Altstadt geht, liegt in der Natur der Sache.
Das ist banal, hat aber mit Nachhaltigkeit und Verantwortung zu tun. – Und auch mit Persönlichkeit und Haltung.

























































